Was ist ein Merkurtransit?
Von einem Merkurtransit spricht man, wenn der Planet Merkur von der Erde aus gesehen über die Sonnenscheibe wandert (transire [lat.] = vorbeigehen). Dies ist ein astronomisches Ereignis, welches in unregelmäßigen Abständen von 3,5 bis 13 Jahren auftritt, also wesentlich seltener als eine totale Sonnen- oder Mondfinsternis (alle 18 bzw. 17 Monate). Der Planet Merkur kreist als sonnennächster Planet weit innerhalb der Erdbahn um unser Zentralgestirn. Ein Umlauf des Merkur um die Sonne dauert gerade einmal 88 Tage. Da die Erde sich in dieser Zeit natürlich auch auf ihrer Bahn weiterbewegt, dauert es aber jeweils 116 Tage, bis Merkur die Erde wieder einmal überholt, was nichts anderes bedeutet, als daß er zwischen Sonne und Erde hindurchzieht. Bei dieser sogenannten Unteren Konjunktion hält der kleine Planet sich meistens unter- oder oberhalb der Sonne auf. Der Grund dafür ist, daß die Merkurbahn etwa um 7° gegen die Erdbahnebene (= Ekliptik) geneigt ist. Nur wenn Merkur sich in unterer Konjunktion sehr nahe oder genau auf einem der beiden Schnittpunkte (= Knoten) seiner Bahn mit der Erdbahnebene befindet, kommt es zu einem Merkurtransit. Dies ist vergleichbar mit Sonnen- und Mondfinsternissen, die nur eintreten, wenn der Neu- oder Vollmond nahe an den Bahnknoten steht.
Merkurdurchgänge können nur in den Zeit zwischen dem 6. und 11. Mai sowie zwischen dem 6. und 15. November stattfinden, weil die Merkurbahnknoten am 9. Mai und am 11. November von der Erde aus gesehen vor der Sonnenscheibe stehen.
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Was ist zu sehen?
Da der Merkur von der Erde aus nur einen scheinbaren Durchmesser von etwa 13 Bogensekunden aufweist, braucht man ein Teleskop mit mindestens 50facher Vergrößerung, um den Planeten als winzigen schwarzen Punkt über die vergleichsweise riesigen Sonnenscheibe wandern zu sehen. Selbstverständlich darf die gleißend helle Sonne nur mit speziellen Sicherheitsvorkehrungen beobachtet werden. - Ein ungeschützter Blick durch ein Fernglas oder Teleskop auf die Sonne führt zur sofortigen Erblindung!
Ein Merkurtransit ist eine gemächliche Angelegenheit, die bei einem zentralen Vorübergang bis zu knapp 8 Stunden dauern kann. Da das Ereignis wenig spektakulär und ohne optische Hilfsmittel nicht zu beobachten ist, finden Merkurtransite in der breiten Öffentlichkeit längst nicht soviel Beachtung wie etwa Sonnen- und Mondfinsternisse.
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Wann und wo ist ein Merkurtransit zu sehen?
Wegen der stark elliptischen Form der Merkurbahn sind Novembertransite doppelt so häufig wie Maitransite: Im November steht Merkur viel näher an der Sonne und weiter von der Erde entfernt als im Mai, wodurch die Wahrscheinlichkeit höher ist, daß er vor der Sonnenscheibe entlang zieht. Wegen der größeren Sonnennähe ist die Bahngeschwindigkeit des Planeten im November höher als im Mai, weshalb ein November-Transit nur maximal 5,5 Stunden dauern kann, während es bei einem Durchgang im Mai bis zu 7,9 Stunden sein können.
Ein Merkurtransit ist prinzipiell überall dort zu sehen, wo die Sonne gerade über dem Horizont steht. Im Mai tut sie das in unseren Breiten für rund 15 Stunden, im November nur für etwa 9 Stunden. Berücksichtigt man nun noch, daß das Ereignisnis mehrere Stunden dauert, so liegt die Chance, einen beliebigen Merkurtransit von Deutschland aus zumindest teilweise beobachten zu können, bei über 50 %. Das ist jedoch nur ein Durchschnittswert: tatsächlich waren von den 8 Merkurtransiten seit 1950 nur 3 in Deutschland sichtbar, der letzte 1973! Andererseits können wir von den 7 Transiten bis 2050 gleich 6 bei uns sehen. Dennoch sind nach dem 7.5.2003 13 Jahre geduldiges Warten angesagt bis zum 9. Mai 2016 (der Merkurdurchgang am 8./9.11.2006 findet für uns zur Nachtzeit statt). Der astronomisch Interessierte hat also in seinem Leben nur wenige Gelegenheiten, einen Merkurtransit zu erleben. Die in Mitteleuropa generell eher trüben Witterungsverhältnisse lassen einen erfolgreich beobachteten Merkurdurchgang durchaus zu einem "Once-in-a-lifetime" Erlebnis werden - es sei denn, man hilft ein wenig nach, was durch die modernen Reisemöglichkeiten kein Problem darstellt.
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