Merkurtransit 2019
© Merkurtransit.de 2002-2019
   

Der Merkurtransit 2019

Was ist das - ein Merkurtransit?

Wann finden Merkurtransits statt?

Wo ist der Merkurtransit sichtbar?

Wie beobachtet man den Merkurtransit?

Was ist das - ein Merkurtransit?

Von einem Merkurtransit spricht man, wenn der Planet Merkur von der Erde aus gesehen über die Sonnenscheibe wandert (transire [lat.] = vorbeigehen). Dies ist ein astronomisches Ereignis, welches in unregelmäßigen Abständen von 3.5 bis 13 Jahren auftritt, also wesentlich seltener ist als eine totale Sonnen- oder Mondfinsternis (alle 18 bzw. 17 Monate).
Merkur kreist als sonnennächster Planet weit innerhalb der Erdbahn um unser Zentralgestirn. Ein Umlauf des Merkur um die Sonne dauert gerade einmal 88 Tage. Da die Erde sich in dieser Zeit natürlich auch auf ihrer Bahn weiterbewegt, dauert es aber jeweils 116 Tage, bis Merkur die Erde wieder einmal überholt, was nichts anderes bedeutet, als daß er zwischen Sonne und Erde hindurchzieht. Bei dieser sogenannten Unteren Konjunktion hält der kleine Planet sich meistens unter- oder oberhalb der Sonne auf. Der Grund dafür ist, daß die Merkurbahn etwa um 7° gegen die Erdbahnebene (= Ekliptik) geneigt ist. Nur wenn Merkur sich in unterer Konjunktion sehr nahe oder genau auf einem der beiden Schnittpunkte (= Knoten) seiner Bahn mit der Erdbahnebene befindet, kommt es zu einem Merkurtransit. Dies ist vergleichbar mit Sonnen- und Mondfinsternissen, die nur eintreten, wenn der Neu- oder Vollmond nahe an den Bahnknoten steht.

Die Bahnebenen von Merkur und Erde beim Umlauf um die Sonne
Die Bahnebenen von Merkur und Erde beim Umlauf um die Sonne. Steht der Merkur bei der Unteren Konjunktion in der Nähe eines Bahnknotens, sehen wir ihn vor der Sonne. Quelle: VdS

Wann finden Merkurtransits statt?

Merkurdurchgänge können nur in den Zeit zwischen dem 6. und 11. Mai sowie zwischen dem 6. und 15. November stattfinden, weil die Merkurbahnknoten am 9. Mai und am 11. November von der Erde aus gesehen vor der Sonnenscheibe stehen.
Wegen der stark elliptischen Form der Merkurbahn sind Transits im November doppelt so häufig wie solche im Mai: Im November steht Merkur in Unterer Konjunktion viel näher an der Sonne und weiter von der Erde entfernt als im Mai, wodurch die Wahrscheinlichkeit höher ist, daß er vor der Sonnenscheibe entlang zieht. Wegen der größeren Sonnennähe ist die Bahngeschwindigkeit des Planeten im November höher als im Mai, sodass ein November-Transit maximal 5.5 Stunden dauert, während es bei einem Durchgang im Mai bis zu 7.9 Stunden sein können.
Ein Merkurtransit ist prinzipiell überall dort zu sehen, wo die Sonne gerade über dem Horizont steht. Im Mai tut sie das in unseren Breiten für rund 15 Stunden, im November nur für etwa 9 Stunden. Berücksichtigt man nun noch, daß das Ereignis mehrere Stunden dauert, so liegt die Chance, einen beliebigen Merkurtransit von Mitteleuropa aus zumindest teilweise beobachten zu können, bei über 50%. Das ist jedoch nur ein Durchschnittswert: tatsächlich waren von den 8 Merkurtransits zwischen 1951 und 2000 nur 3 in Mitteleuropa sichtbar, der letzte 1973*. Andererseits können wir von den 7 Transits zwischen 2001 und 2050 gleich 6 bei uns sehen. Dennoch waren nach dem 7.5.2003 13 Jahre geduldiges Warten angesagt bis zum 9. Mai 2016, denn der Merkurdurchgang am 8.11.2006 fand für uns zur Nachtzeit statt. Der astronomisch Interessierte hat also in seinem Leben nur wenige Gelegenheiten, einen Merkurtransit zu erleben. Die in Mitteleuropa generell eher trüben Witterungsverhältnisse lassen einen erfolgreich beobachteten Merkurdurchgang durchaus zu einem "Once-in-a-lifetime" Erlebnis werden - es sei denn, man hilft ein wenig nach, was angesichts der modernen Reisemöglichkeiten kein unüberwindbares Problem darstellen dürfte.

Merkurtransits 1951 - 2050

Klicken auf das Datum öffnet ein Verlaufsdiagramm des betreffenden Transits in einem separaten Fenster. Die Diagramme wurden mit dem Programm Win-OCCULT 2.0.1 erzeugt.
DATUMSICHTBAR IN MITTELEUROPA
14.11.1953Nein
06.05.1957Nein
07.11.1960Beginn
09.05.1970Vollständig
10.11.1973Vollständig
13.11.1986(Nein)*
06.11.1993Nein
15.11.1999Nein
07.05.2003Vollständig
08.11.2006Nein
09.05.2016Vollständig
11.11.2019Beginn
13.11.2032(fast) Vollständig
07.11.2039Vollständig
07.05.2049Vollständig
* Der Merkurtransit 1986 war nur im Südosten des deutschen Sprachraumes nach Sonnenaufgang für maximal eine halbe Stunde sichtbar.

Wo ist der Merkurtransit sichtbar?

Ein Merkurtransit ist prinzipiell überall dort sichtbar, wo die Sonne gerade über dem Horizont steht. Nur in seltenen Fällen - wie am 15.11.1999 - kommt es zu einem Streifenden Transit, bei dem der Merkur für einen Teil des potentiellen Sichtbarkeitsgebietes die Sonne knapp verfehlt. Nun kann ein Merkurtransit bis zu 8 Stunden dauern; in dieser Zeit hat sich die Erde um ein Drittel weitergedreht. An Orten, die bei Beginn des Schauspiels noch auf der Nachtseite der Erde lagen, ist mittlerweile die Sonne aufgegangen, weshalb das Ende des Transits noch verfolgt werden kann. Andererseits gibt es auch Gebiete, wo der Sonnenuntergang die Beobachtung vorzeitig beendet. Wer das Ereignis in ganzer Länge verfolgen will, muss dies berücksichtigen.

Weltweite Sichtbarkeit des Merkurtransits am 11.11.2019
Weltweite Sichtbarkeit des Merkurtransits am 11.11.2019. Quelle: Xavier Jubier

Der Transit am 11.11.2019 beginnt in Mitteleuropa am frühen Nachmittag, endet aber erst lange nach Sonnenuntergang. Da bis zu letzterem immerhin etwa 3 Stunden vergehen, besteht selbst bei nicht optimalem Wetter eine gute Chance, wenigstens einen kurzen Blick auf den vor der Sonne herziehenden Planeten zu werfen. Ferner gibt es natürlich die Möglichkeit, zwischendurch den Beobachtungsposten zu wechseln. Wer das Wetterrisiko minimieren möchte, kann dies durch eine Reise an einen klimatisch günstigeren Ort tun.

Weltweite durchschnittliche Wolkenbedeckung im November
Weltweite durchschnittliche Wolkenbedeckung im November. Quelle: Xavier Jubier

Die allermeisten von uns werden den Merkurtransit sicherlich daheim in Mitteleuropa verfolgen. Da das Ereignis bei bereits recht tief stehender Sonne beginnt, benötigen Sie unbedingt einen Platz mit freiem Blick zum Südwest-Horizont. In den Mittelgebirgen und in den Alpen ist es unter Umständen gar nicht einfach, einen solchen zu finden. Hochgelegene Stellen am West- oder Sürand der Gebirge kommen am ehesten in Frage. Dagegen kann im Flachland der beste Beobachtungsplatz durchaus das heimische Küchenfenster sein.
Wie lange Sie den Transit vor Sonnenuntergang noch verfolgen können, hängt von Ihrer geografischen Position ab. Im Nordosten Deutschlands geht die Sonne etwa eine Stunde früher unter als im Westen der Schweiz.
Die Kontaktzeiten für den Merkurtransit unterscheiden sich innerhalb Mitteleuropas nur um wenige Sekunden. Da man mit der Beobachtung ohnehin einige Minuten vor dem 1. Kontakt beginnen wird, spielt dies in der Praxis keine Rolle. Nachstehende Zeiten können folglich im gesamten deutschsprachigen Raum verwendet werden.

Daten zum Merkurtransit in Frankfurt/Main
Standort: Frankfurt/Main
Koordinaten: 50°06.63'N/08°40.93'E
Meereshöhe: 112 ü. NN.
 
1. Kontakt: 13:35:29 Uhr (Sonnenhöhe 19.8°)
2. Kontakt: 13:37:10 Uhr (Sonnenhöhe 19.7°)
Mitte des Transits: 16:19:38 Uhr(Sonnenhöhe 3.0°)
3. Kontakt: 19:02:22 Uhr (Sonne unter dem Horizont)
4. Kontakt: 19:04:03 Uhr (Sonne unter dem Horizont)
Berechnet mit dem Mercury Transit Calculator von Xavier Jubier.

Wie beobachtet man den Merkurtransit?

Weil der Merkur von der Erde aus nur einen scheinbaren Durchmesser von etwa 12 Bogensekunden aufweist, braucht man laut Literatur ein Teleskop mit mindestens 30- bis 50-facher Vergrößerung, um den Planeten als winzigen schwarzen Punkt über die vergleichsweise riesigen Sonnenscheibe wandern zu sehen. Eine Reihe von Beobachtern konnten das Planetenscheibchen allerdings beim Transit am 07.05.2003 mühelos mit Ferngläsern der Stärke 10 x 25, 10 x 30, 10 x 50 oder 7 x 50 als winzigen, gestochen scharfen Punkt sichten (Diskussion im Forum von Astronomie.de). Beim Transit am 08.11.2006 war dies ebenfalls möglich, obwohl der scheinbare Durchmesser des Merkurscheibchens nur 10 Bogensekunden betrug. Beim Transit am 11.11.2019 werden es erneut rund 10 Bogensekunden sein.

Schauen Sie sich die nachfolgende Abbildungen bitte einmal aus etwa 1,5 Meter Entfernung an.

So etwa sehen Sie die Sonne während eines Merkurtransits mit bloßem Auge durch eine "SoFi-Brille" - keine Spur von Merkur:

So werden Sie die Sonne durch Ihre Finsternisbrille sehen

Im Fernglas (10 x 40, mit Objektivfiltern) sollte sich etwa folgender Anblick bieten - das Merkurscheibchen ist so gerade erkennbar:

Die Sonne im Fernglas - natürlich mit Sonnenschutzfiltern vor den Objektiven

Ein kleines Teleskop liefert bei rund 50facher Vergösserung durch ein Objektivfilter ungefähr dieses Bild - da ist er, klein, aber deutlich:

Der Merkurtransit im Teleskop - niemals ohne Objektivschutzfilter beobachten

Bei der Beobachtung des Transits kann das Planetenscheibchen u.U. mit Sonnenflecken verwechselt werden. Während Merkur aber rasch über die Sonne wandert, bewegen sich Sonnenflecken nur sehr langsam mit der Sonnenrotation mit, die immerhin 25 Tage dauert. Über einen Zeitraum von wenigen Stunden erscheinen sie praktisch ortsfest. Außerdem bestehen Sonnenflecken aus einem dunklen Zentralbereich, der Umbra, und einem helleren Randbereich, der Penumbra, während Merkur als strukturloses dunkles Scheibchen erscheint. Auf dem nachstehenden Foto vom Transit am 07.05.2003 sehen Sie sowohl einen Sonnenfleck (links) als auch den Merkur (rechts).

Ausschnitt der Sonnenscheibe mit Merkur (oben rechts) und Sonnenfleck (unten links), 07.05.2003

Selbstverständlich darf die gleißend helle Sonne nur mit speziellen Sicherheitsvorkehrungen beobachtet werden. Ein ungeschützter Blick durch ein Fernglas oder Teleskop auf die Sonne führt zur sofortigen, irreversiblen Zerstörung des Auges! Lesen Sie zum Thema "Sicheres Beobachten" bitte unbedingt diesen ARTIKEL von Jan Hattenbach. Kein Risiko geht man mit der Projektionsmethode ein (Beschreibung auf Astronomie.de).

Um den Merkurtransit zu dokumentieren, benötigt man nicht unbedingt astronomischen Gerätschaften; eine Spiegelreflex- oder Systemkamera mit einem starken Teleobjektiv (ab etwa 500mm Brennweite) wird ausreichen. Ebenso geeignet sind (Test an einem Sonnenfleck von entsprechendem Durchmesser) Superzoom-Kameras mit Brennweiten von 400mm und mehr (Theoretische Überlegungen dazu), wobei die Bildqualität allerdings unter dem (zu) kleinen Aufnahme-Chip leidet.
Unabhängig von der Art der verwendeten Kamera muss auf jeden Fall eine zertifizierte Filterfolie (Dichte 5) vor das Objektiv gesetzt werden. Ganz wichtig: benutzen Sie bei der Sonnenfotografie aus Sicherheitsgründen niemals den optischen, sondern immer den digitalen Sucher.


Juergen Boehringer: Theoretische Überlegungen zur Fotografie einer Merkurtransits mit einer Digitalkamera von 448mm Brennweite.

Wer mit einem größeren Teleskop beobachtet, kann sich an der genauen Bestimmung der Kontaktzeiten versuchen. Wenn Sie im Teleskop den Schwarzen Tropfen sehen, haben Sie entweder sehr schlechtes Seeing oder ein schlechtes bzw. schlecht justiertes Gerät. Das ist dann vielleicht im ersten Moment ärgerlich, doch andererseits bekommt man so eine Ahnung, welche Verzweiflung die Astronomen der Vergangenheit befallen haben muss, als genau dieses Phänomen den Erfolg ihrer aufwendigen und mühseligen Venustransit-Expeditionen weitgehend zu Nichte machte.

Falls Sie weder über ein geeignetes astronomisches Instrument noch über eine zoomstarke Digitalkamera verfügen, brauchen Sie sich trotzdem nicht auf den Merkurdurchgang zu verzichten. Viele Sternwarten und astronomische Vereine werden öffentliche Beobachtungen des Merkurtransits anbieten.

Mehr zur Beobachtung eines Merkurtransits finden Sie in einem empfehlenswerten Beitrag von Daniel Fischer.